55e9b9_84d747c0253b4b7cab35d9d2e5cea8a5mv2_d_2126_1417_s_2.jpgIhre Stimme geht unter die Haut: sonor in den Tiefen, gleichfalls ungebändigt und verführerisch, dann wieder hell leuchtend in den Höhen, mädchenhaft und strahlend klar. Über vier Oktaven malt die deutsch-niederländische Sängerin und Lyrikerin Marijke Jährling Klangbilder, skulpturengleich. In stets durchscheinender Ästhetik erzählt sie berührende Geschichten, die das Leben bereit hält. Ihr Gesang reflektiert ihre gesamte künstlerische Karriere, ihr Leben und ihre vielfältigen Erlebnisse.

Jährling’s Auseinandersetzung mit der Musik der Jazzikone Thelonious Monk fing an, da sie eine noch sehr junge Frau Mitte Zwanzig war. Sie hörte die Songs von Monk und dazu spielte der Saxophonist John Coltrane. Das führte dazu, dass Marijke sich ein Saxophon kaufte und sich selbst auf diesem Instrument unterrichtete. Sie nervte ihre Nachbarn, wenn sie anfing auf dem Saxophon  „Epistrophy“ und andere Stücke von Monk zu improvisieren. Die Songs blieben haften und das „Bob-Feeling“ wanderte später in ihren Gesang hinein. Als gestandene Künstlerin beschwor die Musik von Thelonious Monk noch andere Aspekte in ihr: sein Humor, seine Zartheit, Ängste, seine Poesie und Verletzlichkeit. Marijke Jährling’s Idee ein Album zu den Songs von Monk zu machen kam aus den musikalischen Geschichten heraus, die sich beim erneuten Hören der Originale aufdrängten. So entschied sie sich Texte zu den Songs zu schreiben. Sensible Texte zu Bildern, welche die Musik von Thelonious Monk hervorbringt und die sich vor ihr auftaten.

Das Material unterstand immer einer generellen Frage: welche Bedeutung hat die Story, die erzählt wird, was ist nötig, um die spezielle Athmosphäre dieser Geschichten in Wörter zu übertragen? „Crepescule With Nellie“ beispielsweise verwandelt sich  zu „Crépescule avec Nellie“. Ein führendes Leitbild für den Text war, das Monk in der Dämmerung eine Gasse durchschreitet, mit Nellie. Aber dann fand sie heraus, dass sie als Nicht-Amerikanerin und daher nicht muttersprachlich Amerikanisch-Englisch geprägt, den eigentlichen Sinn des Stückes, der sensiblen Partnerschaft zwischen Monk und seiner Nellie nicht auf den Grund kommen kann, ohne Klischées im Songschreiben zu verwenden. So wechselte sie ins Französische und erinnerte sich an ihre Zeit in Paris, wo sie einige Zeit lebte. Sie blieb in der orginalen Tonart des Stücks und bemerkte, dass das Werk in französischer Sprache eine besondere Tiefe erhielt und ihre Stimme die Qualität dieses Stückes aufwertete. Sie fühlte sich auf Anhieb sehr wohl beim Singen in französischer Sprache und auch schmerzhafte Erfahrungen flossen in den Text ein. Vielleicht hört man dies in der kollektiven Improvisation der Band mit der Sängerin in der Mitte von „Crepescule avec Nellie“.

Ihre Leitmotive: Klangbilder, Stories und Athmosphäre. Dies sind die Triebfedern für Marijke Jährling’s Ansatz in der Auswahl des musikalischen Materials. „Well, you Needn’t“ ist hier in einer Rumbaversion zu hören (um den ironischen Unterton und den Humor Monks deutlich zu machen). Eigentlich ist es ein abwechslungsreicher Tanz, den schließlich einer mit dem Ausruf abschliesst: es ist jetzt zu Ende! 


Das Album "Spheres of Monk" ist gerade anlässlich des 100ten Geburtstags von Thelonious Monk beim US-amerikanischen Label Dot Time Records erschienen.

Weiterführende Informationen unter:
www.dottimerecords.com
www.marijke-jaehrling.com