DAS WILDE FEST


„Sie drehten sich weg vom fröhlichen Land, dieser anderen Luft und dem veränderten, blauen Himmel. In Strömen floss wieder ein Sommer der Wunder mit Äpfeln, Birnen und roten Johannisbeeren. Und sie sahen in der Verwandlung den vergessenen Morgen eines Kindes so klar und deutlich; mit seiner Mutter zwischen den Gleichnissen des Sonnenlichts und den Legenden der grünen Kapellen“.


DAS WILDE FEST ist eine Bandformation aus Bremen im Nordwesten Deutschlands:

Boyke Kranz-Saxofone
Achim Färber-Schlagzeug
Ralf Benesch-Bandleader, Saxofon, Gitarre & Gesang
Matthias Klenke-Bass

 

machen Musik, die von Karibischen Hühnerkämpfen, Radnaben und Rückleuchten und vielem mehr erzählt, welche sie in den Roten Salon’s der Großstädte aufführen.


„Bier auf Wein – das ist fein“, dieser alte wie neuinterpretierte Ausspruch steht für die Musik von
DAS WILDE FEST. Diese feinen Herren aus Bremen in Norddeutschland wissen einfach, wie man swingt. Auf deren CD „Privat“ (Laika Records 3510139-2 laika-records.com) zeigen uns die Kreuzritter der menschlichen Würde was es heißt zu leben und zu lieben nahe des Meeres.

»...Ein tolles Getümmel, eine Schlacht: Es wurde gelärmt und wurde gelacht; Da quiekte es spitz, dort fluchte es fett, Und die Absätze trommelten aufs Parkett...«

Aus „Das wilde Fest“ von Joseph Moncure March, 1928

 

"Das wilde Fest" ist eines von zahlreichen Projekten des Saxophonisten, Sängers und Gitarristen Ralf Benesch (u.a. auch Mitglied der tollen Swim Two Birds), in dem er die verschiedenen Linien seiner Aktivitäten zusammenführt. Bossanova, Freejazz, Neue Musik, Pop, Rock'n'Roll, No Wave, Swing und Polka fließen in-, reiben sich aneinander oder kollidieren spektakulär. "

"Das wilde Fest" ist ein Buch von Joseph Moncure March aus den zwanziger Jahren, in dem die Exzessivität der Beat Generation vorweggenommen wird", erklärt Benesch die Quelle des Bandnamens. Jazz in einem nicht-puristischen Sinne als wilder Soundtrack dazu - das verhält sich diametral zum herkömmlichen Jazz-Betrieb, der sich lieber in gesetzter Haltung bei einem Glaserl Wein (wenn überhaupt was mit Gift drin) sittsam gibt. Szenenapplaus, aber eben keine rauschhafte Feier, wie sie Jack Kerouac in seinem Roman "Subterraneans" beschreibt. "Traurig, dass es so etwas derzeit nicht gibt", findet Benesch und spielt bewusst gegen den Strom - alles andere als simpel oder vordergründig, sondern ungeniert vermengend und zupackend ebenso wie süffisant schnulzig. Lasziver Bossanova steht da lässig neben Style-Clashs wie in "Caribbean Chicken Wrestling", Zwölftontechnik neben Balkan-Folk. Kurzum: Die Band um R.B. initiiert ein wildes Fest der Klänge und Gesänge, das die Zuhörer durchaus zu mehr oder weniger ungebärdigen Bewegungen verleiten kann.

 

Seit Juni-07 steht das Nachfolgealbum "Run" zum Verkauf, dass beim Label Acapulco Records, AR 009 veröffentlicht wurde



Pressespiegel



Ralf Beneschs Quartett in der Spedition am Güterbahnhof
(...)Rückblickend auf die Anfangsjahre rund um die Jahrtausendwende hat sich bei der Band, für die Ralf Benesch alle Stücke schreibt (abgesehen von den wenigen und überdies sehr eigen arrangierten Covertiteln), allerhand getan. Ließ sich Das Wilde Fest anfänglich in einen Spannungsbogen von Free Jazz bis Latin einordnen, in dem Latin vor allem Bossa- und Samba- Rhythmen meinte, so ist das Material heute erheblich breiter aufgefächert, ist speziell der Bossa- und Samba- Touch weitgehend getilgt worden. Stattdessen zeichnet sich die Band durch eine bemerkenswerte stilistische Offenheit aus, die von ironisch ganz im Stile der Roaring Twenties formulierten Stücken wie "Blondie" über klare Bop-Motivik bei "Herr Ober" mit schön harmonisch parallel geführten Linien der beiden Saxofone und über ulkige Space-Jazz-Ausflüge direkt zu Sun Ra (bei seinem Rocket No. 9) oder in eigenen Kompositionen wie "Scottie" bis zur wilden Free-Jazz-Kante in "TreffpunktRaumZeit" reicht.
Um das abwechslungsreiche Maß voll zu machen, gibt es auch noch eine Polka (Polka für King Bös), die unvermittelt in Flamenco umschlägt (hier zupft Benesch wie auch bei einigen anderen Titeln die Gitarre) und Groove-Jazz-Attacken, bei denen sich Kranz und Benesch mit ihren Saxofonen wie alte Honker im Stile eines Big Jay McNeely gebärden, das heißt also bis zur Erschöpfung das Letzte aus ihren Instrumenten herausholen. Das Quartett ist zu einer technisch ausgereiften Einheit verschmolzen, die leicht und spielerisch sowohl simple und schön gestrickte Melodien spielt, aber auch komplexe Arrangements anbietet. Dabei kombiniert Das Wilde Fest sein ausgereiftes Gruppenverständnis mit vorsichtigen und durchaus sophisticated vorgetragenen Mitteln des Musiktheaters. Klamauk scheut man dann ebensowenig wie innige Momente der Schönheit. Ein durchaus ausgelassen wilder und schöner Abend mit einer prima Band.
, Christian Emigholz, Weser Kurier, 11.6.2007

 

Wie im Rausch explodiert die Polka
Bei der Vollmond-Lounge im Pferdestall stellte das Bremer Quartett „Das Wilde Fest“ sein frisch gepresstes Album „Run“ vor. Jazz mit heftigen Ausbrüchen, süße lateinamerikanische Rhythmen und Reflexionen zum Zustand der Zivilisation, dazu aufrüttelnde Perkussion und präzise Saxofon-Sätze.
Bassist Matthias Klenke und Schlagzeuger Martin St. Kruzig gaben auf der Bühne mit ruckenden Kopfbewegungen die Showband, die Saxofonisten stießen lässig dazu. Das erste druckvolle Solo gehörte Boyke Kranz, während Ralf Benesch als Kopf der Kapelle noch mit der Bierflasche zu tun hatte. Dann legte Benesch am Tenor-Sax los: „Blow that horn, man!“ So locker und gefällig groovend wie beim „Walk in“-Blues hätten die vier den ganzen Abend aufspielen können(...)
(...)Mit dem leisen Frieden war es aber auch im zweiten Set rasch vorbei, Raketen und Blondinen, archaische Höhlenmenschen und Landwirte prägten den Sound. Bei „Sehnsucht“ pfiff der Wind zu einer Gitarre und drei Rasseln, E-Musik mit schön gestrichenem Brummbass und Xylofon half am Morgen danach bei „Katz“, wie im Rausch explodierte dann die „Polka für King Bös“: „Por la Vida, por la Música y por la Revolución!“ „Caribbean Chicken Wrestling“ riss St. Kruzig endgültig von seinem Schemel und trieb ihn auf alles eintrommelnd durch den Zuschauerraum. Vier ausgezeichnete Musiker, ein gekonnter Stilmix und abgedrehte Ideen für mindestens drei Konzerte: Selber schuld, wer den Mond woanders angeheult hat.
, Ulrich Müller, Nordsee Zeitung, 4.6.07